Freitag, 16. März 2007

Filmemacher Detlef will "Deutsches Filmstudio" aufbauen



Von Ernst Probst

Bremerhaven (welt-des-wissens) – Mindestens zwei Mal hätte der Filmemacher Detlef Kerkau aus dem norddeutschen Ort Langen/Sievern eine Erwähnung im berühmten „Guiness-Buch der Rekorde“ verdient: Sein am 25. Januar 2006 uraufgeführter Titel „Classical Creatures – Freund und Feind“ gilt weltweit als der erste Spielfilm, der mit einer Drehbuchmaschine produziert wurde. Und die Uraufführung seines Werkes „Bazilla“ am 5. April 2007 im Kino „Capitol“ von Bremerhaven könnte als die größte Premiere in die Filmgeschichte eingehen.

Noch nie haben so viele Menschen die Uraufführung eines Films gesehen, wie im Fall des 95 Minuten langen Animationsspielfilm „Bazilla“. Denn dieser phantasievolle Streifen wurde nicht nur im Bremerhavener Kino „Capitol“ präsentiert, sondern auch im Regionalfernsehen im Großraum Bremen übertragen. „Das haben sich mehr Menschen angeschaut, als in ein Kino passen“ freut sich Detlef Kerkau.

Ein weiteres Novum: „Bazilla“ ist der erste deutsche Monsterfilm a la Godzilla. Der Film beginnt damit, dass durch ein Bombenattentat ein Flugzeug mit Umweltinspektoren auf ein illegal geführtes Sondermülldepot stürzt. Die dadurch ausgelöste Explosion vermischt die Chemikalien und bewirkt eine gigantische Umweltkatastrophe. Inspektor Hercules Pirotti ermittelt und kommt einem politischen Skandal auf die Spur.

Die Chemikalienbrühe erzeugt das giftige und nahezu unverwundbare Monster „Bazilla“, das die nahegelegene Stadt aufsucht und zerstört. Professor von Halsing entwickelt eine Waffe gegen das Ungeheuer, doch der Helikopter, der sie transportiert, wird von „Bazilla“ zum Absturz gebracht. Nun kommt es auf Inspektor Pirotti an. Kann er sich durch die zerstörte Innenstadt, wo „Bazilla“ immer noch wütet, durchschlagen, die Waffe bergen und das Monster töten?

Detlef Kerkau interessierte sich schon als Kind für alles, was mit Film zu tun hatte und startete als Jugendlicher das Filmemachen mit der 8 mm-Technik. Beruflich hatte er früh Kontakt mit der Computerwelt, lange Zeit aber nur kaufmännisch. Er arbeitete für das United States Army Informations Systems Command, studierte Logistik an der Militärakademie in Fort Lee (Virginia) und erlebte die Informationsrevolution von Anfang an mit. Zusätzlich absolvierte er ein betriebswirtschaftliches Studium an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie in Bremen. Englisch bezeichnet er als seine zweite Muttersprache.

Beruflich verbrachte Kerkau viel Zeit im Ausland – vor allem in England, USA, Israel und Belgien. 1986 legte er ein Aussteigerjahr ein, „klapperte“ mit Rucksack ganz Australien ab und fotografierte viel auf 35 mm.

1993 wandte sich Kerkau dem Filmen mit SuperVHS zu. Ausgelöst wurde dies durch die Eröffnung des „Offenen Kanals Bremerhaven“ sowie durch ausgereifte Videotechnik. Damals gründete er „Creative Basement“ als interne Plattforum für gemeinsame Filmprojekte und experimentales Videoschaffen.

Unter dem Label „Creative Basement“ entstanden zuerst einige Kurzfilme, dann Dokumentarfilme, gefolgt von Filmberichten über Stadt, Land und Leute sowie die ersten kurzen Trickfilmsequenzen. Diese Periode gipfelte in der Herstellung eines 70 Minuten langen Musicalspielfilms „Das Geheimnis der Laterne“, in dem die so genannte „Blue-box-Technik“ mehrfach angewandt wurde. Jener Film wurde 1994 erfolgreich bei einer dreistündigen Live-Sendung zum 100-jährigen Geburtstag des Films im Regionalfernsehen uraufgeführt.

Neue Möglichkeiten eröffneten sich später für Filmemacher durch die Digitalisierung. Sie führte zur Verschmelzung von Video- und Computerkomponenten. Letztere hatten bis dahin nur Texte und Graphiken beherrscht.

In den letzten Jahrzehnten investierte Hollywood viel Geld in die Forschung und Entwicklung der so genannten CGI-Technologie. Solche „Computer Generated Individuals“ sind heute in fast jedem Film als Trickszenen vertreten. Als Abfallprodukt dieser Forschungen entstanden die ersten Drehbuchmaschinen. So bezeichnet man Computerprogramme, die Filmsequenzen simulieren.

Anfangs ging es bei den Drehbuchmaschinen nur um das Ausprobieren verschiedener Kameraeinstellungen. Allmählich wurden jedoch immer mehr Bewegungsmuster gespeichert. Zum Beispiel: Eine Person geht einmal quer durch einen virtuellen Raum. Fortan wird diese Person immer wieder gleichmäßig diesen Raum durchqueren und kann aus allen Perspektiven gefilmt werden. Nun kann auch ein Abbild einer anderen Person auf dieses Bewegungsmuster kopiert werden. Dann geht eine andere Person quer durch den Raum. Auch der Raum kann verändert werden. Es können Häuser gebaut, Pflanzen platziert oder ein See angelegt werden. Auf diese Weise geht die Person quer über den See.

Zu Beginn sahen diese Bewegungsmuster, die quer durch den Raum gingen, noch aus wie Holzmarionetten im Strichmännchenkostüm. Doch mit der Erhöhung der Rechnerleistungen und Softwareweiterentwicklung kam 2006 – laut Kerkau – ein „unglaubliches Drehbuchmaschinenprogramm“ auf den Markt. Damit können Computerfilme in bis dato nicht gekannter Bildqualität preiswert produziert werden.

Ein neues Filmgenre wurde geboren. Dabei handelt es sich – so Kerkau – um eine filmtechnische Revolution, die dazu führt, dass in wenigen Jahren nicht mehr zwischen Mensch und Computerwesen unterschieden werden kann. In Computerfilmen ist es möglich, dass Humphrey Bogart, John Wayne, Fred Astaire oder Klaus Kinski nach ihrem Tod mitwirken.

„Creative Basement“ von Detlef Kerkau bedient sich einer solchen Drehbuchmaschine und hat deren Möglichkeiten extrem erweitert durch die Kombination mit unterstützenden anderen Programmen. Dadurch ist „Creative Basement“ in der Lage, nicht nur kurze Clips, sondern ganze Spielfilme herzustellen. Testvorführungen haben gezeigt, dass die Menschen dieses neue Filmgenre mögen und annehmen.

Der 56-jährige Detlef Kerkau ist ein produktiver alter Zauberer mit einem jungen „Garagenstudio“ und neuen Ideen. Er will im Leben noch einmal etwas Großes wagen und aufbauen: ein „Deutsches Filmstudio“. Noch fehlen ihm allerdings die Mittel, um in Hollywood-Dimensionen zu operieren.

Die Liste der Filmproduktionen der Ein-Mann-Firma „Creative Basement Media“ liest sich jetzt schon sehr beeindruckend. Sie umfasst acht Titel, darunter auch den Animationswestern „Joe Bluff is Tuff“.

Auf der deutschen Videoplattform „MyVideo.de“ ist unter der Internetadresse http://www.myvideo.de/watch/953223 ein Trailer für den Animationsspielfilm „Bazilla“ zu finden. “MyVideo.de“ zeigt unter
http://www.myvideo.de/online/page.php?l=1&P=157&UID=2106998 insgesamt zwölf Videos von „Creative Basement“.

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