Mittwoch, 14. Dezember 2011

Neun Bücher über unsere heutiges Verständnis der Welt

Für eine breite Leserschaft zu beschreiben, was die Wissenschaft über die Welt und die Position des Menschen darin zu sagen hat, daran haben sich viele Forscher versucht und dabei Werke von zeitlosem Wert geschaffen. In Zusammenarbeit mit dem S. Hirzel Verlag hat "Spektrum der Wissenschaft" neun Bücher zusammengestellt, die unser heutiges Verständnis der Welt von der Physik bis zur Philosophie exemplarisch beleuchten.

Aus: Spektrum der Wissenschaft, Denkanstöße

Das Heft soll zum Nachdenken anregen. In Auszügen klassischer und neuerer Bücher setzen sich namhafte Autoren mit Fragen auseinander, welche die Menschheit seit jeher bewegten oder durch die Fortschritte der Wissenschaft aktuell geworden sind – nach dem Wesen des Geistes, des freien Willens oder der Religion.

Zu jedem Buch liefern Wissenschaftsblogger, die regelmäßig auf der Internet-Plattform Scilogs posten, eine aktuelle kritische Einordnung: http://www.scilogs.de/denkanstoesse.

Inhaltsverzeichnis

Carl Friedrich von Weizsäcker: Der begriffliche Aufbau der theoretischen Physik
Der große Naturwissenschaftler und Friedensforscher analysiert physikalische Grundbegriffe wie Ding, Zeit, Raum und Gesetz aus philosophischem Blickwinkel.
Der Kommentar von Markus Pössel: Brückenschlag zwischen zwei Welten – "Auch heute noch ist von Weizsäckers Buch anregender Lesestoff für Physiker, welche die Grundlagen dessen, was sie da tun, erkunden wollen."

Werner Heisenberg: Physik und Philosophie
Der Mitbegründer der Quantenmechanik schreibt über die Konsequenzen der modernen Atomphysik und darüber, wie sie das Bild der Welt verändert haben.
Der Kommentar von Michael Springer: Kampf um die Einheit der Physik – "Die Kopenhagener Deutung schmiegt sich dem mathematischen Formalismus der Quantenmechanik an wie ein gut sitzender Maßanzug aus dem soliden Stoff einer philosophisch angereicherten Umgangssprache."

Gerhard Vollmer: Was können wir wissen? Band 1 + 2
Der Physiker und Philosoph legt dar, wie die Stammesgeschichte des Menschen die Grundlage seiner Erkenntnisfähigkeit geschaffen hat.
Der Kommentar von Ulrich Frey: Unvollkommene Anpassungen – "Die evolutionäre Erkenntnistheorie hat eine schon von Immanuel Kant gestellte schwierige philosophische Frage beantwortet: Warum passen die Kategorien unseres Gehirns überhaupt auf die Strukturen der Welt?"

Ernst Mayr: Konzepte der Biologie
Der "Darwin des 20. Jahrhunderts" gibt Einblicke in die Geschichte der Abstammungslehre und diskutiert aktuelle evolutionsbiologische Themen.
Der Kommentar von Thomas Grüter: Die Triebfeder des Lebens – "Evolution hat keine Richtung und kein Ziel, so dass der Begriff Höherentwicklung keinen Sinn ergibt. Die Menschen sind denn auch keineswegs die höchsten aller Lebewesen, sondern haben sich durch Zufall aus einer Folge von Affenarten entwickelt."

Volker Sommer: Darwinisch denken
Der evolutionäre Anthropologe begreift sich selbst und seine Artgenossen als "Affenmenschen" und berichtet über die stammesgeschichtlichen Wurzeln menschlichen Sozialverhaltens.
Der Kommentar von Wolfgang Achtner – "Wer sich von eigenständigem Denken, ideologiekritischem Diskurs und dem Infragestellen lieb gewonnener Vorurteile nicht abschrecken lässt, kommt bei diesem Buch auf seine Kosten."

Franz M. Wuketits: Der freie Wille
Der Wiener Wissenschaftstheoretiker sieht in der Idee der Willensfreiheit eine Illusion, die sich wegen ihrer evolutionsbiologischen Vorteile durchgesetzt hat.
Der Kommentar von Wolfgang Achtner – "Das Buch versteht sich als Beitrag dazu, die insgesamt metaphysikkritische Tendenz des darwinschen Denkens fortzuschreiben. Dabei verbindet es die evolutionäre Religionstheorie mit den Neurowissenschaften und dem philosophischen Naturalismus."

Rüdiger Vaas: Schöne neue Neuro-Welt
Der Wissenschaftsjournalist schildert, wie moderne Hirnforschung und Neurotechnik Begriffe wie Seele, Rationalität, Moral und Verantwortung in Frage stellen.
Der Kommentar von Michael Groß: Verschmelzung von Elektronik und Biologie- "Die Einbindung des Gehirns in das Gefüge des wissenschaftlich Verstehbaren und technisch Beherrschbaren beraubt uns womöglich unserer Identität."

Mario Bunge / Martin Mahner: Über die Natur der Dinge
Ein Physiker und ein Biologe entwerfen ein modernes materialistisches Weltbild auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.
Der Kommentar von Elmar Diederichs: Wie entsteht Geist aus Materie?- "Sind Gedanken nur Gehirnprozesse?" Kommentar von Michael Blume: Scharfsinnige Begriffsarbeit – "Die Materie ist keineswegs tot – und der Materialismus auch nicht."

Edgar Dahl (HG.): Brauchen wir Gott?
Namhafte Philosophen und Naturwissenschaftler äußern sich skeptisch zur Idee eines allmächtigen, allwissenden und allgütigen Gottes.
Der Kommentar von Josef Honerkamp: Streben nach Geborgenheit – "Es muss etwas geben, das jeder Mensch als seelische Stütze braucht, und dieses Etwas muss ein noch stärkeres Bedürfnis sein als der Glaube an Gott. Es muss noch fester in unserem Wesen verankert und uns durch die Evolution eingeprägt sein."

ISBN 978-3-941205-74-1, 98 Seiten, 8,90 Euro