Dienstag, 10. Februar 2009

Mit Intelligenz kommt man weit - mit Ausdauer weiter

Begabung, das familiäre Umfeld – oder einfach nur Glück? Was manche Menschen erfolgreicher macht als andere, erforschen Psychologen. Eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse: Mit Intelligenz kommt man weit, mit Ausdauer weiter!

Aus: Gehirn&Geist, März 2009

Sie hat "Ja" gesagtDie geistige Begabung eines Menschen spielt für seinen Erfolg im Leben zwar eine wichtige, aber nicht die entscheidende Rolle. Wie das Magazin "Gehirn&Geist" (Ausgabe 3/2009) berichtet, trägt laut Forschern eine von Selbstvertrauen und Ausdauer geprägte Grundhaltung stärker zum Erreichen persönlicher Ziele bei.

Angela L. Duckworth von der University of Pennsylvania in Philadelphia (USA) führte hierzu 2007 mehrere Studien durch. Sie untersuchte Studierende einer Eliteuniversität, Kadetten einer Militärakademie sowie Kinder, die am Finale eines renommierten Buchstabierwettbewerbs teilnahmen. Das Durchhaltevermögen der Probanden erfasste die Forscherin mit Hilfe eines Fragebogens. Darin sollten die Teilnehmer angeben, wie sehr sie sich etwa "von Rückschlägen entmutigen lassen" oder "zu Ende bringen, was sie angefangen haben".

Siehe da: Personen mit viel Biss blieben nicht nur eher bei der Sache, sondern waren auch insgesamt erfolgreicher. Unter den Kadetten standen sie die harte Ausbildung eher durch, Studierende mit entsprechender Einstellung erzielten bessere Noten, und besonders hartnäckige Kids kamen beim Buchstabierwettbewerb weiter.

Auch war das Durchhaltevermögen kaum an die geistigen Fähigkeiten geknüpft: Ausdauernde Personen waren im Durchschnitt nicht intelligenter als andere. "Richtig ist die Fähigkeit, sich von Misserfolgen nicht abschrecken zu lassen, sondern sie als Herausforderung zu betrachten", sagt der Sozialpsychologe Professor Dieter Frey von der Ludwig-Maximillians-Universität München. Dies lasse sich zu einem gewissen Grad sogar lernen. Martin Seligman, wie Duckworth an der University of Pennsylvania tätig und einer der prominentesten Vertreter der "Positiven Psychologie", konzipierte hierzu eine Art Erfolgstraining. Er schulte Versicherungsvertreter darin, sich weniger auf die eigenen (echten oder vermeintlichen) Fehler zu konzentrieren, sondern stets das Positive in den Blick zu nehmen: "Ich habe getan, was ich konnte. Bei nächsten Mal klappt es bestimmt." So etwa könnte man diese heiter-gelassene Haltung umschreiben. Die "Impfung" zeigte Wirkung: Wer gelernt hatte, sich von Problemen nicht herunterziehen zu lassen, war danach beruflich erfolgreicher.

Wie sehr eine negative Sicht auf die eigene Person die Leistung hemmen kann, zeigte 2007 die Psychologin Sian Beilock von der University of Illinois in Chicago. Sie stellten weiblichen Versuchspersonen verschiedene Matheaufgaben. Ein Teil der Probandinnen las zuvor einen Text, in dem beschrieben wurde, dass Männer über bessere mathematische Fähigkeiten verfügten als Frauen. Die andere Hälfte erhielt einen Aufsatz, der nichts mit dem Thema zu tun hatte. Jene Probandinnen, denen die angebliche Rechenschwäche von Frauen erläutert worden war, schnitten daraufhin schlechter ab.

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Aus: Gehirn&Geist, März 2009