Mittwoch, 7. Mai 2008

Säuglinge vor 30000 Jahren liebevoll bestattet








Mammutjäger aus der Altsteinzeit - Zeichnung von Fritz Wendler aus: PROBST, Ernst: Deutschland in der Steinzeit (1991)

Krems an der Donau (welt-des-wissens) - Neugeborene galten bereits in der Altsteinzeit vor nahezu 30000 Jahren Jahren als volle Mitglieder der Gemeinschaft. Dies belegt die Doppelbestattung von zwei Säuglingen aus jener Zeit, die 2005 in Krems-Wachtberg in Niederösterreich in etwa 5 Meter Tiefe entdeckt worden ist.

Die Säuglinge sind unter dem Schulterblatt eines erwachsenen Mammuts bestattet worden. Sie waren dicht mit Rötel bedeckt. Rot galt damals vermutlich als "Farbe des Lebens". Außerdem hatte man die Säuglinge mit einer feinen Perlenkette versehen.

Bei den Säuglingen könnte es sich vielleicht um Zwillinge handeln. Ob ihre Mutter bei der Geburt ebenfalls gestorben und nur wenige Meter von den Kindern entfernt bestattet worden ist, weiß man noch nicht.

In Krems-Wachtberg erforscht seit April 2005 ein Team der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften akribisch eine altsteinzeitliche Siedlungsstelle. In einer etwa 8 bis 15 Zentimeter starken Kulturschicht wurden Tausende von Kleinstfunden dokumentiert: Steinabsplisse, Holzkohlenreste und Knochensplitter. Sie weisen auf einen alten Unterstand mit Feuerstelle hin, in dem Knochengeräte geschnitzt und Steingeräte zurechtgehauen wurden.

Das Forschungsprojekt "Gravettienzeitliche Besiedlungsmuster an der forschungsgeschichtlich bedeutenden Position Krems-Wachtberg, Niederösterreich" wird von Univ.-Lekt. Dr. Christine Neugebauer-Maresch geleitet. Die Grabungsleitung hat Mag. Thomas Einwögerer. Beide sind Mitarbeiter der Prähistorischen Kommission (Leitung: Univ. Prof. Dr. Herwig Friesinger).