Freitag, 29. Februar 2008

Drachen in Sagen und Mythos














Leseprobe aus der CD-ROM "Monstern auf der Spur" des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst:


ASAG

Asag war ein sumerisches Meeresungeheuer, das der Kämpfergott Ninurta besiegte.


BASILISK

Basilisk (griechisch: basiliskos = „kleiner König“) hieß ein Furcht und Schrecken erregendes mittelalterliches Mischwesen zwischen Hahn, Schlange und Drache. Dieses Wesen mit dem Kopf, dem Körper und den Füßen eines Hahns sowie mit einem Eidechsen- oder Schlangenschwanz fürchtete man wegen seines tödlichen Blickes (Basiliskenblick) und Gifthauches. Angeblich entstand der Basilisk aus einem missgebildeten Hühnerei, das von Schlangen oder Kröten ausgebrütet wurde. Jene phantastische Vorstellung existierte zuerst im Alten Orient, später gelangte sie über spätmittelalterliche Schriftsteller und Kirchenväter in die Tierbücher des hohen Mittelalters und hielt sich bis ins 17. Jahrhundert. Der Basilisk symbolisierte unter anderem Tod und Teufel. In der Kunst des Mittelalters kam er vor allem in der romanischen Bauplastik vor oder auch bei Darstellungen von Jesus Christus, der den Basilisk oder Aspis, die Schlangenviper, zertritt. Ein Basilisk wird zum Beispiel auf dem Elisabethschrein aus dem 13. Jahrhundert in der Elisabethkirche in Marburg dargestellt. In der österreichischen Hauptstadt erinnert das Haus „Zum Basilisken“ in der Schönlaterngasse an die Sage über den Wiener Basilisken, der dort Anfang des 13. Jahrhunderts in einem Brunnen erschien. – Als Basilisk bezeichnet man heute auch eine Gattung bis zu 80 Zentimeter langer Leguane im tropischen Amerika. Eines der beliebtesten Terrarientiere ist der Helm-Basilisk (Basiliscus basiliscus).


DELPHYNE

Delphyne war eine Drachin in Griechenland und wurde von dem Gott Apollon erschlagen. Dieser errichtete an dem Platz, an dem sie einst lebte, das berühmte Orakel von Delphoi.


DRAC

Drac, ein Drache in Frankreich, lebte im 13. Jahrhundert in der Rhone. Angeblich hat man nach ihm die französische Stadt Draguignan bezeichnet.


DRACHENSAAT

Drachensaat nannte man die aus den Zähnen eines Drachen entsprossenen Krieger, die sich selbst umbrachten. Die Drachensaat spielte sowohl in der Kadmossage als auch in der Argonautensage eine wichtige Rolle.
Die Kadmossage: Kadmos, der Sohn des phönikischen Königs Agenor, wurde von seinem Vater ausgesandt, um seine vom Göttervater Zeus entführte Schwester Europa zu suchen. Auf Befehl des Orakels von Delphoi gründete Kadmos in Böotien Kameia, die Burg und den Stadtkern des späteren Theben. Als der von Ares, dem Gott des blutigen, zerstörenden Krieges, abstammende Drache die Gefährten des Kadmos getötet hatte, brachte ihn dieser durch Steinwürfe um. Einem Rat von Athene, der Göttin der Weisheit, folgend brach Kadmos dem Drachen seine Zähne aus und säte sie in die Erde. Darauf beruht der Name „Drachensaat“. Aus den Drachenzähnen erwuchsen geharnischte Männer, unter denen ein Kampf ausbrach. Nur fünf der Krieger überlebten die blutige Auseinandersetzung. Auf diese fünf Überlebenden führten die thebanischen Adelsgeschlechter ihre Abstammung zurück. Kadmos musste zur Strafe für die Tötung des Drachens acht Jahre lang Sklavendienste für Ares leisten, bis er durch die Vermählung mit Harmonia, der Tochter von Ares, belohnt wurde. Kadmos avancierte zum König in Theben und zog später mit Harmonia nach Illyrien, wo er die Königsherrschaft ausübte. Schließlich wurden Kadmos und Harmonia in Schlangen verwandelt und ins Elysium versetzt. Das Elysium war das Land am Westrand der Erde, wo auserwählte Helden entrückt wurden, ohne den Tod zu erleiden.
Argonautensage: Iason (auch Jason genannt) war der Sohn von Aison, des Königs von Iolkos in Thessalien, dessen Halbbruder Pelias die Herrschaft an sich gerissen hatte. Iason wuchs bei dem Kentauren Cheiron auf. Kentauren hatten bis zum Bauchnabel das Aussehen eines Menschen und von dort ab Pferdegestalt Nach seiner Rückkehr erhob Iason vor Pelias seinen Anspruch auf den Thron. Pelias erkannte die Forderung an, schickte aber Iason nach Kolchis am Schwarzen Meer, wo er das „Goldene Vlies“, nämlich das goldene Fell eines Widders, holen sollte, das im Hain des Gottes Ares von einem Drachen bewacht wurde. Zusammen mit anderen Kriegern, den so genannten Argonauten, segelte Iason auf dem Schiff Argos von Pelion nach Kolchis. König Aietes versprach Iason das „Goldene Vlies“, wenn er zwei Feuer speiende Stiere vor einen ehernen Pflug spannen und dann die von Kadmos übriggelassenen Drachenzähne aussäen würde, die Aietes von Athene, der Göttin der Weisheit, erhalten hatte. Medea, die Tochter von Aietes, gab Iason ein Zaubermittel zum Schutz vor den Stieren und den Rat, durch einen Steinwurf die aus den Drachenzähnen entstandenen Krieger zum Kampf gegeneinander aufzustacheln. Obwohl Iason die ihm gestellten Aufgaben erfüllte, verweigerte Aietes das „Goldene Vlies“. Daraufhin schläferte Medea nachts mit einem Zaubermittel den Drachen ein, und Iason stahl das Vlies. Die Argonauten segelten mit Medea davon und verhinderten durch die Ermordung von Apsyrtos, dem Sohn von Aietes, die Verfolgung. In der Folgezeit erlebten die Argonauten weitere Abenteuer mit Sirenen, Skylla und Charibdis, Phäaken und dem Riesen Talos, bevor sie nach Iolkos zurückkehren konnten.


DER LINDWURM VON ECKLAK

Der Lindwurm von Ecklak (Schleswig-Holstein) hauste unter der Kirche und raubte und fraß das Vieh in der Umgebung. Er wurde von einem Stierkalb, das man drei Jahre lang mit frisch gemolkener Milch und Semmelbrot aufzog, mit den Hörnern besiegt. Das Stierkalb erlitt bei diesem Kampf tödliche Wunden.


FAFNIR

Fafnir, auch Fafner genannt, war der Sohn des Zauberers Hreidmar. Sein Bruder Otr wurde an einem Wasserfall, wo er als Otter mit einem Lachs im Maul saß, durch einen Steinwurf von Loki, dem Gott des Feuers, getötet. Zur Buße mussten die Götter Odin, Loki und Hönir den Balg von Otr mit Gold füllen und den Goldring Andwaranaut, an dem ein Fluch hing, herausgeben. Wegen dieses Sühnegeldes stritt Fafnir mit seinem Vater und erschlug ihn. Er zwang seinen Bruder und Mitschuldigen, Regin, zur Flucht, zog mit dem Schatz (dem späteren Nibelungenhort) zur Gnitaheide und hütete ihn dort in Gestalt eines Drachens, den Siegfried von Xanten tötete.


GORYNYTSCH

Gorynytsch hieß ein Drache in Russland, der im 11. Jahrhundert in der Gegend von Kiew lebte. Er wurde von Dobreynja erschlagen.


GRENDL

Grendl war ein drachenartiges Ungeheuer im Beowulf-Epos. Er und seine Mutter, eine Seedrachin, wurden von Beowulf erschlagen. Beowulf kam ums Leben, als er einen Drachen, der einen Grabhügel bewachte, tötete.


HYDRA

Hydra, auch Lernäische Hydra genannt, ein schreckliches Ungeheuer mit neun Köpfen, war die Tochter des Schlangenmonsters Typhon und der Echidna. Herakles zerschmetterte – bei seiner zweiten Arbeit – mit seiner Keule zuerst die Köpfe der Hydra, aber diese wuchsen immer wieder sofort nach. Daraufhin entzündete sein treuer Gefährte Iolaos ein Feuer, brannte neu aufkeimende Köpfe des Monsters mit brennendem Holz aus und verhinderte so ihr weiteres Wachstum. Den neunten und unsterblichen Kopf der Hydra schlug Herakles ab, begrub ihn und wälzte einen großen Stein darüber. Dann spaltete er den Rumpf des Ungeheuers und tauchte seine Pfeile in das giftige Blut. Fortan heilten die von seinen Pfeilen verursachten Wunden nicht mehr.


ILLUYANKA

Illuyanka war ein Drache der Hethiter und deren zweitmächtigster Gott. Er wurde von dem Wettergott Tesup erschlagen.


KUR

Kur nannte man ein sumerisches Ungeheuer, das um 2000 v. Chr. von dem Gott Enki besiegt wurde.


LABBU

Labbu war ein sumerischer Meerdrache, den Tisphak besiegte.


LADON

Ladon hieß in der griechischen Mythologie ein hundertköpfiger Drache, der nie schlief. Er bewachte die goldenen Äpfel der Hesperiden, die an einem Baum gediehen, den die Erdgöttin Gaia aus ihrem Schoß wachsen ließ. Die goldenen Früchte sollten Gaia als wertvolles Geschenk bei der Vermählung von Hera mit ihrem Bruder, dem Göttervater Zeus, dienen. Drei dieser kostbaren Äpfel zu holen, war die elfte Arbeit für den Halbgott Herakles, der den Drachen Ladon tötete.


LEVIATHAN

Leviathan wird ein Meeresdrache genannt, über den die Bibel mehrfach berichtet. Im „Alten Testament“, im „Buch Jesaja“, heißt es über ihn: „ Der Leviathan ist ein gewundener Schlangendrache, der am Grund des Meeres wohnt“. Das 41. Kapitel des „Buches Hiob“ beschreibt den schrecklichen Meeresdrachen so: „Schrecklich stehen seine Zähne umher. Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und enge ineinander. Eine rühret an die andere, daß nicht ein Lüftchen dazwischen gehet.“ In der „Offenbarung des Johannes“ taucht der Leviathan auf als „ein großer roter Drachen, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen sieben Häuptern zehn Kronen, und sein Schwanz zog den dritten Teil Sterne des Himmel hinweg und warf sie auf die Erde“.


LUNG

Lung war ein Drache in China mit dem Kopf eines Kamels, dem Geweih eines Hirsches, den Augen eines Hasen, den Ohren eines Stieres, dem Nacken einer Schlange, dem Bauch eines Frosches, den Klauen eines Adlers, den Pranken eines Tigers und 81 Schuppen eines Karpfens. Seine Stimme klang wie ein schlagender Gong. Außerdem trug er immer eine Perle bei sich. Das Ungeheuer konnte mit Hilfe einer göttlichen Krone („poh san“), die wie ein hölzerner Zollstab aussah, fliegen. Der Drachenkönig hatte den Namen Lung Wang und wurde am 13. Tag des sechsten Monats gefeiert.


MESTER STOORWORM

Mester Stoorworm war ein einäugiger Lindwurm, der um die halbe Erde reichte. Nach seinem Tod entstanden aus seinen Zähnen die Shetland-, Orkney und Faroes-Inseln. Seine Zunge bildete eine Hälfte der Mondsichel. Aus seinem gekrümmten Leib ging Island hervor.


MIDGARDSCHLANGE

Die Midgardschlange Jörmungand wurde von Loki, dem germanischen Gott des Feuers, und der Riesin Angrboda gezeugt. Nachdem die Asen, ein Göttergeschlecht der nordischen Mythologie, sie ins Weltmeer warfen, wuchs sie darin zu so ungeheurer Größe, dass sie mit ihrem Körper die ganze Erde umspannte. Jörmungand erzeugte beim Wassertrinken Ebbe und beim Wasserspeien Flut. Beim Weltuntergang (Ragnarök) stieg sie aus dem Meeresabgrund hervor und kämpfte gegen die Götter. Thor erschlug sie, starb aber an dem Gift, das sie ihm entgegenspie.


MOKELE-MBEMBE

Mokele-Mbembe oder Nyamala heißt ein drachenähnliches Fabeltier in Zentralafrika, das noch heute leben soll. Die vermutlich erste Erwähnung dieses unbekannten Wesens stammt von dem Franzosen Abbé Proyart, der 1776 über die Entdeckung von riesigen Fußabdrücken berichtete. Sie hatten einen Umfang von fast einem Meter und befanden sich im Abstand von rund 2,50 Metern. 1913/1914 unternahm der deutsche Offizier Freiherr von Stein zu Lausnitz eine Expedition in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun, die heute zum Norden des Kongo gehört. In seinem nach Berlin geschickten Bericht teilte er mit, zwischen den Flüssen Sangha und Likouala existiere ein großes und rätselhaftes Tier, das von Eingeborenen immer wieder gesichtet werde. Das rätselhafte Geschöpf werde von den einheimischen Pygmäen als
Mokele-Mbembe bezeichnet. Es sei so groß wie ein Elefant, habe einen langen, flexiblen Hals und einen sehr langen Schwanz wie ein Alligator. In der Folgezeit gab es immer wieder Berichte über Sichtungen monströser Kreaturen im Kongo, in Sambia und in Gabun sowie Expeditionen, bei denen überlebende Dinosaurier in Zentralafrika gesucht wurden.


NIDDHÖGG

Der giftige Neiddrache Niddhögg (auch Nidöggr genannt) aus der altnordischen Mythologie nagte an der Wurzel der immergrünen Weltesche Yggdrasil, welche die Reiche der Götter, Riesen, Menschen und Zwerge verband und das All umschloss. Er ernährte sich vom Fleisch toter Männer.


PYTHON

Python war ein Sohn der Erdgöttin Gaia und ein furchtbarer Drache. Er entstand aus der feuchten Erde nach der „Deukalionischen Flut“, die der Göttervater Zeus zur Vernichtung des entarteten Menschengeschlechts geschickt hatte, und hauste in den Klüften des Parnassos. Der Gott Apollon bereitete seinem Leben ein Ende.


SIRRUSH

Sirrush hieß der Drache, der eindrucksvoll auf dem Ishtar-Tor in Babylon abgebildet ist. Der dort dargestellte vierfüßige Drache besitzt einen schuppigen Körper, mit Vogelkrallen bewehrte Hinterpranken, einen langen Hals, einen Schlangenkopf mit Horn, große Augen und eine gespaltene Zunge. Dieser weise Drache war sogar Marduk, dem obersten der babylonischen Götter und Weltschöpfer, heilig.


SPHINX

Sphinx heißt ein geflügeltes Ungeheuer in der griechischen Mythologie. Dieses Geschöpf war die Tochter des vielköpfigen Schlangenmonsters Typhon und der Schlangenjungfrau Echidna, die noch andere Ungeheuer zeugten. Berühmt ist die Sphinx von Theben, die vorbeikommenden Menschen ein Rätsel aufgab und alle tötete, die es nicht lösen konnten. Unter ihren Opfern befand sich auch der Bruder der Königin Iokaste. König Kreon versprach demjenigen, der die Sphinx besiegen würde, Iokaste als Gattin. Als Ödipus der Sphinx begegnete, fragte ihn diese: „Was geht am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Füßen?“ Ödipus antwortete: „Der Mensch“, und die Sphinx stürzte sich ins Meer. In der ägyptischen Kunst wird die Sphinx als männliches königliches Wesen (Sphinx von Gise um 2500 v. Chr.), in der vorderasiatischen und in der griechischen Kunst geflügelt mit Kopf und Brust einer Frau dargestellt.


STUTTGARTER DRACHE

Der Stuttgarter Drache hauste – laut einer Sage – im Keller eines Bierbrauers. Dieser Lindwurm wurde von einem Brauknecht getötet, der ihm einen Spiegel vorhielt.


TAKERE-PIRIPIRI

Takere-Piripiri war ein ungefähr sieben Meter langer Drache aus der Sagenwelt der Maori auf Neeseeland. Das Monster wurde mit Aalen gefüttert, tötete eines Tages aber völlig überraschend zwei Kinder und fraß danach gerne Menschenfleisch. Es gelang jedoch, Takere-Piripiri zu fangen und zu erschlagen. Nach einer anderen Sage bereitete man das getötete Untier als Festmahl zu. Die Schilderungen über Takere-Piripiri fußen vermutlich auf Begegnungen mit einem großen Waran. Solche räuberischen Reptilien gibt es heute noch. Der erst 1912 auf der Insel Komodo entdeckte Komodowaran (Varanus komodoensis), eine der größten Eidechsen der Gegenwart, erreicht eine Länge bis zu drei Metern.


TARASQUE

Tarasque war der Name eines fürchterlichen Drachen, den angeblich die heilige Martha durch ihren Glauben zähmte. Danach wurde das Ungeheuer vom rachsüchtigen Volk erschlagen.


TATZELWURM

Tatzelwurm ist die bayerisch-österreichische Bezeichnung für eine vierbeinige Schlange bzw. einen Lindwurm.


TIAMAT

Tiamat hieß die babylonische Urmutter der Götter und der Drachen. Sie war die Partnerin von Apsu, und als dieser erschlagen wurde, verbündete sie sich mit dem Gott Kingu und erschuf Schlangen, Drachen und die Sphinx, um sich an den Göttern zu rächen. Die oft als Drachin dargestellte Tiamat wurde vom Gott Marduk erschlagen.


TYPHON

Typhon, ein vielköpfiges Schlangenmonster der griechischen Mythologie, war der Sohn des Tartaros und der Erdgöttin Gaia sowie der Gatte der Schlangenjungfrau Echidna, die in einer Höhle hauste und alle vorbeikommenden Menschen fraß. Zu seinen Kindern gehörten die Lernäische Hydra, der Höllenhund Kerberos und die Chimaira. Zeus wurde bei einem Kampf mit Typhon besiegt, seiner Sehnen an Händen und Füßen beraubt und in die korykische Höhle gebracht. Doch Hermes, der Sohn des Zeus, stahl die Sehnen, setzte sie seinem Vater wieder ein, der bei einem neuen Kampf Typhon besiegte.


VERETHRA

Verethra, auch Vritra genannt, repräsentierte die Regenwolken. Er wurde von Verethraghna erschlagen.


VOUIVRE

Vouivre war ein Drache, der in den französischen Alpen hauste. Er schmückte sich mit Juwelen, trug eine Perlenkrone und auf der Stirn einen blutroten Karfunkel als einziges Auge. Nur wenn er den Karfunkel beim Trinken abnahm, konnte man ihn verwunden. Doch nie hat es jemand gewagt, ihm den Karfunkel zu stehlen und ihn zu erschlagen.


WIENER BASILISK

Wiener Basilisk nennt man ein Mischwesen mit Merkmalen eines Hahns, einer Schlange und einer Kröte, das Anfang des 13. Jahrhunderts in der österreichischen Hauptstadt existiert haben soll. An die Sage über dieses Untier erinnert das Haus „Zum Basilisken“ in der Wiener Schönlaterngasse, in dem der Basilisk in einer Nische an der Hausfassade zu sehen ist. Laut Sage lebte 1212 im Haus Schönlaterngasse Nummer 7 ein hartherziger Bäckermeister namens Garhibl. Von seinem Personal ertrug nur der Geselle Hans die ständigen Launen des Meisters, weil er dessen Tochter Appolonia liebte. Eines Tages bat Hans mutig um die Hand von Ap-polonia. Daraufhin warf ihn der Meister sofort aus der Bäckerei und schwor, der Geselle solle Appolonia erst erhalten, wenn der Haushahn ein Ei gelegt habe. Als Garhibl gegenüber seiner Tochter, die Hans liebte, wiederholte, gackerte sein Hahn laut und flog über das Dach davon. Im selben Moment schrie eine Magd im Hof und erzählte aufgeregt den herbeigeeilten Leuten, im Brunnen glitzere es seltsam und stinke es fürchterlich. Ein Lehrjunge, der in den Brunnenschacht hinabgelassen wurde, erblickte dort ein Furcht erregendes Untier: Es war eine Mischung aus Hahn, Schlange und Kröte mit zackigem Schuppenschweif, glühenden Augen und goldener Krone. Ein gelehrter Doktor erkannte sofort, dass es sich bei dem merkwürdigen Geschöpf um einen Basilisken handelte. Von solchen Untieren hieß es damals, ihr Blick sei tödlich. Dann stieß der Bäckergeselle Hans, der es fern seiner Angebeteten nicht mehr ausgehalten hatte, zu der Menschenmenge im Hof des Bäckermeister Garhibl. Mutig ließ sich Hans – hinter einem großen Spiegel versteckt – in den Brunnen hinab. Er hielt dem Basilisken den Spiegel entgegen, dem sein eigener Anblick so zuwider war, dass er zersprang. Hans durfte zum Lohn für seine Tapferkeit endlich seine Appolonia heiraten.