Samstag, 5. Januar 2008

Therese Huber: Die "Urmutter der Journalistinnen"














Als erste Frau, die eine Zeitung leitete, gelangte die deutsche Schriftstellerin Therese Huber (1764–1829), geborene Heyne, zu Ruhm. Sie wirkte in der württembergischen Residenzstadt Stuttgart sieben Jahre lang als verantwortliche Redakteurin des „Morgenblattes für gebildete Stände“, das unter ihr eine wahre Glanzzeit erlebte. Manchmal bezeichnet man sie als „Urmutter der Journalistinnen“.

Therese Heyne kam am 7. Mai 1764 als Tochter des Altphilologen Christian Gottlob Heyne (1729–1912) in Göttingen zur Welt. Schon als Kind las sie zu Hause sehr viel und durfte dort – wie Ohrenzeugen meinten – „über alles schwatzen“. Deswegen ließen sich Freunde der Familie sogar zu der Bemerkung hinreißen: „Sie ist halb gelehrt und halb Freigeist. Ein unnützes Geschöpf für die Welt“.

In der Universitätsstadt Göttingen wuchs Therese Heyne in Nachbarschaft von Karoline Michaelis auf, die sich später unter dem Namen Karoline von Schlegel (1763–1809) zur bedeutendsten Frauengestalt der älteren Romantik in Deutschland entwickelte. Beide waren einerseits Freundinnen, andererseits verfolgten sie sich stets mit Misstrauen, Eifersucht und Neid.

Therese Heyne wurde die Braut des deutschen Forschungsreisenden und Gelehrten Georg Forster (1754–1794), der von 1772 bis 1775 zusammen mit James Cook (1728–1779) die Welt umsegelt hatte. Noch vor der Hochzeit von 1785 verliebte sie sich in den Bibliothekar Meyer von Bramstedt, dessen Zurückhaltung sie davor bewahrte, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. 1786 folgte sie Forster nach Wilna (Litauen).

1788 zog das Ehepaar nach Mainz, wo Georg Forster als Bibliothekar arbeitete. In Mainz wurde Therese Forster die Geliebte des gleichaltrigen Schriftstellers Ludwig Ferdinand Huber (1764–1804), der als Legationssekretär beim Kursächsischen Gesandten am Mainzer Hof wirkte. Das Ehepaar und Huber führten eine Ehe zu dritt. Es kamen zwei Kinder mit ungeklärter Vaterschaft zur Welt

Nachdem der erste Mann ihrer Freundin Caroline von Schlegel, der Stadtarzt Johann Franz Wilhelm Böhmer (1753–1788), in Clausthal gestorben war, lebte diese einige Zeit bei den Forsters in Mainz. Als Therese Forster 1792 vor den in Mainz einmarschierenden Franzosen nach Straßburg flüchtete, betreute Caroline den verlassenen Ehegatten Georg Forster.

Georg Forster trat nach der Eroberung von Mainz durch die Franzosen dem Jakobinerklub („Mainzer Klub“) bei. 1793 wurde er Vizepräsident des „Rheinischen Deutschen Nationalkonvents“ und reiste in dessen Auftrag nach Paris, um über den Anschluss der „Mainzer Republik“ nach Frankreich zu verhandeln. In Deutschland betrachtete man ihn als einen „Vaterlandsverräter“ und belegte ihn mit Reichsacht, worauf er nicht mehr in die Heimat zurückkehren konnte.

Der unehrenhafte Ruf als Ehebrecherin haftete Therese selbst noch an, als Georg Forster 1794 verarmt und einsam in Paris starb und Huber sie noch im selben Jahr in der französischen Hauptstadt ehelichte. Der Schriftsteller und Kritiker Ludwig Börne (1776–1837) nannte sie einen „Drachen“, und der Dichter Friedrich von Schiller (1759–1805), bezeichnete sie als „schlechte Natur“.

Ab 1798 arbeitete Ludwig Ferdinand Huber als Redakteur der „Cotta’schen Allgemeinen Zeitung“ in Stuttgart. Mit ihm und ihren Kindern lebte Therese Huber – von zwei Unterbrechungen abgesehen – bis 1824 in Stuttgart. Sie brachte insgesamt zehn Kinder zur Welt, von denen sechs jedoch früh starben.

Nach dem frühen Tod ihres zweiten Mannes, der zuletzt in bayerischen Staatsdiensten gestanden hatte, erhielt Therese Huber eine Witwenpension. Da diese für eine standesgemäße Erziehung ihrer vier Kinder nicht ausreichte, verdiente sie durch Schriftstellerei etwas hinzu. Weil der Hang zum Schreiben damals für eine Frau als ungebührlich empfunden wurde, entschuldigte sie ihre Tätigkeit oft mit dem Zwang, sich und ihre Kinder ernähren zu müssen. Außerdem wies sie darauf hin, deswegen seien nicht ein paar Strümpfe zu wenig gestrickt oder Löcher ungeflickt gelassen worden.

Zu Lebzeiten ihres zweiten Mannes hatte Therese Huber ihre sämtlichen literarischen Arbeiten – insgesamt etwa 60 Erzählungen und Romane – unter dessen Namen publiziert. Auch ihr erstes Buch „Emilie“ (1813) ließ die begabte Autorin noch unter dem Namen von Ludwig Ferdinand Huber erscheinen.

1816 zog Therese Huber mit einer ihrer Töchter erneut nach Stuttgart. Dort wirkte sie von 1817 bis 1823 als verantwortliche Redakteurin des „Morgenblattes für gebildete Stände“, für das sie bereits seit 1807 als freie Mitarbeiterin tätig war. Als Herausgeber dieses renommierten Blattes fungierte der Verleger Johann Friedrich Cotta (1764–1832). In Stuttgart gehörte Therese Huber zur geistigen High-Society. Dort akzeptierte man sie als einzige Frau im „Ifflandkränzle“, einem literarisch-intellektuellen Herrensalon.

1819 sammelte Therese Huber die Werke ihres verstorbenen zweiten Mannes und trat erstmals unter ihrem Namen in einem Buch an die Öffentlichkeit. Damals füllte sie den dritten Band der Ausgabe mit ihren Erzählungen, wofür sie sich im Vorwort wortreich und gewunden entschuldigte.

Unter dem straffen Regiment von Therese Huber öffnete sich das „Morgenblatt für gebildete Stände“ mehr als vorher den Naturwissenschaften und der Prosa. Zu ihren freien Mitarbeitern zählte unter anderem der Dichter Ludwig Uhland (1787–1862). Mancher Autor fühlte sich bei dem Gedanken, unter den „Pantoffel einer Matrone kriechen zu müssen“, in seiner männlichen Ehre verletzt.

Das „Morgenblatt für gebildete Stände“ ist seinem Anspruch gerecht geworden, auf hohem Niveau ein großes Publikum informieren und unterhalten zu wollen. Der kulturelle Horizont wurde durch Frauenthemen in Kunst, Literatur, Erziehung, Gesundheitswesen, Mode und Haushalt erweitert. Wie gut die Arbeit der verantwortlichen Redakteurin Therese Huber war, zeigte sich nach ihren Weggang von 1823: Danach sank die Auflage der Gazette merklich.

Therese Huber schrieb unter anderem die Bücher „Abentheuer auf einer Reise nach Neu-Holland“ (1801), das erste Werk der Weltliteratur vor dem Hintergrund der Kolonisierung Australiens, den Roman „Die Familie Seldorf“ (1795), den Roman „Luise“ (1796), die Erzählung „Sophie“ (1798) und das Werk „Die Ehelosen“ (zwei Bände, 1829).

Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Therese Huber in Augsburg (Bayern). Am 15. Juni 1829 starb sie im Alter von 65 Jahren in Augsburg. Nach ihrem Tod erschienen ihre sechs Bände umfassenden Erzählungen, die von 1830 bis 1833 herausgeben wurde

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