Sonntag, 27. Januar 2008

Frühe Schädeloperationen in der Steinzeit










Wiesbaden (welt-des-wissens) - Die Anfänge der Medizin reichen viel weiter zurück, als in der Öffentlichkeit meistens bekannt ist. Bereits die Medizinmänner in der jüngeren Steinzeit nahmen um 5000 v. Chr., also vor mehr als 7000 Jahren, komplizierte Schädeloperationen (so genannte Trepanationen) vor. Erstaunlicherweise sind diese schweren Eingriffe sehr oft gelungen: Die Patienten haben die Schädeloperation überlebt und die Wundränder sind verheilt. Das berichtet der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst in seinem inzwischen vergriffenen Taschenbuch „Rekorde der Urzeit“. Nachfolgend eine kleine Leseprobe aus diesem Buch:

Als eine der ersten misslungenen Schädeloperationen gilt der Eingriff am Schädel eines Bauern der Linienbandkeramischen Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) aus dem Gräberfeld von Höhnheim-Suffelsweyersheim im Elsaß (Frankreich). Die Feuersteinklinge, mit der die Operation vorgenommen wurde, steckte noch im Schädel. Derartige Schädeloperationen, bei denen man das Schädeldach mit Feuersteinwerkzeugen öffnete, bezeichnet man als Trepanation.

Die ältesten Schulen für Schädelchirurgen gab es im Lozère-Tal in Südfrankreich. Dort ist nach Ansicht des Berliner Anthropologen Herbert Ullrich die Kunst der Schädeloperation (Trepanation) entwickelt und weiterentwickelt worden. Dies könnte bereits um 4500 v. Chr. geschehen sein.

Die meisten gelungenen Schädeloperationen der Jungsteinzeit (vor etwa 5500 bis 2000 v. Chr.) in Mitteleuropa erfolgten zur Zeit der Trichterbecher-Kultur (vor etwa 4300 bis 3000 v. Chr.), der Walternienburg-Bernburger Kultur (vor etwa 3200 bis 2800 v. Chr.) und der Schnurkeramischen Kultur (vor etwa 2800 bis 2400 v. Chr.). Die von Medizinmännern der Walternienburg-Bernburger Kultur vorgenommenen Schädeloperationen sind - nach den Funden mit verheilten Wundrändern zu schließen - etwa zu 90 Prozent gelungen. Zu solchen Eingriffen entschloss man sich bei schweren Krankheiten oder bei Schädelverletzungen. Damit der Patient die Schmerzen besser ertragen konnte, dürfte man ihm ein berauschendes Getränk gegeben haben.

Die älteste misslungene Schädeloperation aus der Schweiz kennt man aus der Zeit der Cortaillod-Kultur (vor etwa 4000 bis 3500 v. Chr.). Sie wurde an einer Frau aus dem Gräberfeld Barmaz II im Kanton Wallis kurz vor oder nach dem Tode in Nähe der Augenhöhle vorgenommen. Die Knochenränder der Öffnung zeigen keine Heilungsspuren.

Die meisten missglückten Schädeloperationen der Urgeschichte gab es zur Zeit der bronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (vor etwa 2000 v. Chr.). Damals sind - im Gegensatz zur Jungsteinzeit - nur noch etwa 72 Prozent der Schädeloperationen gelungen. Die Ursache für diese geringere Heilungsquote ist unbekannt.

Die erste Schädeloperation in Ägypten ist nach 1500 v. Chr. zur Zeit der 18. Dynastie erfolgt.

Die früheste Schädeloperation der Inkas am Titikakasee wurde um 1000 v. Chr. vorgenommen.

*

Das Taschenbuch "Rekorde der Urzeit" ist zeitweise gebraucht erhältlich bei: http://www.amazon.de

Keine Kommentare: